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1945: Es war die Stunde Null, auch in Igstadt. Der Krieg war schon lange verloren, die Versprechung eines tausendjährigen Reiches ein grausamer Betrug, zahllose Männer waren auf den Schlachtfeldern zu Tode gekommen oder in der Kriegsgefangenschaft - und die siegreichen Amerikaner rollten in Jeeps und Panzern durch unser Dorf. Alles, was nach 1933 Gesetz wurde, war nun nichtig.
Wie durchkommen war die große Frage. Welche Strafen wird es für die großen und kleinen Verbrechen der Nazizeit geben? Amerikaner waren die Sieger, aber sie wollten keine Unterdrücker sein, erklärten sie. Ein Gesetz zur Entnazifizierung und Entmilitarisierung griff auch tief in das Igstadter Zusammenleben ein. Wo sind die alten Nazis, warum wollte keiner dabei gewesen sein?
Im Herbst 1946 stand dann eine weitere Herausforderung vor der Tür: Etwa 300 aus ihrer Heimat vertriebene Sudetendeutsche wurden dem kleinen 1000-Einwohner-Dorf Igstadt einfach „zugewiesen“. Wo sollten sie wohnen und schlafen, woher etwas zu Essen bekommen? Natürlich gab es zunächst große Probleme, Widerstand, Verweigerung. Aber es fanden sich auch schnell entschlossene Igstadter ein, die zugriffen.
Einige aus dem Dorf begannen bald nach 1945 an die Zeit vor 1933 anzuknüpfen. Eine demokratische Struktur war ihr Ziel. Sie stellten erste Kontakte zu den neuen Verantwortlichen in der Stadt her. Schon nach wenigen Monaten wurde auch klar, dass das neue Zusammenleben von Alt- und Neubürgern dem alten Igstadt gut tat. Das Dorf beginnt 1948 aufzuatmen, Vereine regen sich wieder, die Währungsreform macht Hoffnung.
Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins Igstadt haben in viel Kleinarbeit eine fast vergessene Zeit zu rekonstruieren versucht. Entstanden ist ein sehr lebendiges Bild, eine starke Erinnerung an die Stunde Null in Igstadt.
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